Gemeinsam stärker als Gewalt

Wir alle leben in einer sich stets wandelnden Welt, mit immer komplizierteren gesellschaftlichen Themen, in der das Thema Gewalt in den letzten Jahren leider an Bedeutung gewonnen hat. Es klingt unvorstellbar, doch es wird immer offensichtlicher, dass sich Gewaltfälle genau dort abspielen, wo man es wenigsten vermuten würde: im eigenen Zuhause. Obwohl wir das Jahr 2021 schreiben, wird das Thema häusliche Gewalt immer noch tabuisiert. Dies führt dazu, dass die Bedeutung dieses Themas heruntergespielt wird und Menschen der Meinung sind, es handle sich um eine Gegebenheit, die selten vorkommt.

Doch Statistiken und Hilferufe verschiedener Hilfsorganisationen zeigen ein anderes Bild: Leute, die sich lieben oder in einer engen Beziehung zueinander stehen, üben Gewalt gegenüber Partner*in, Kindern oder anderen Mitgliedern der Familie aus. Der Ort, an dem man Gewalt am wenigsten vermutet, wird häufig zum Mittelpunkt für Gewaltsituationen.

SOS@Home wurde von jungen Menschen ins Leben gerufen, die sich den persönlichen und gesellschaftlichen Folgen dieses Phänomens bewusst sind und überzeugt sind, dass wir gemeinsam stärker als Gewalt sein können.

Mit dem folgenden Textbeitrag wollen wir nochmals alle Leser*innen sensibilisieren: Gewalt kann in jedem Haushalt vorkommen, wir sind aber in der Lage zur Lösung des Problems beizutragen.

Wir alle sind Teil der Gesellschaft

Anzeichen und Beispiele von häuslicher Gewalt

Betroffene fragen sich oft, welche Ursachen häusliche Gewalt hat. Manche suchen die Schuld bei sich und andere zweifeln, ob sie ein Recht auf Hilfe haben. Sie denken vielleicht: „Mein Freund hat mich geschlagen und übelst beschimpft, aber wie soll ich beweisen, dass ich unangemessen behandelt wurde?“. Des Weiteren fragen sie sich, was sie gegen Gewalt unternehmen können und wo sie sich Hilfe holen können, aber aus Angst, dass es zu einer erneuten Auseinandersetzung oder schwerem Streit kommt unternehmen Betroffene oft nichts. Nachbarschaft oder Freundeskreis sind häufig ebenfalls unsicher, ob sie die Situation richtig bewerten und wie sie helfen können. Eins steht aber fest: Gewalt ist niemals Privatsache und wegschauen keine Lösung.

Für das Umfeld eines Betroffenen kann sich die Gewalt zum Beispiel so zeigen: Eine Freundin, Verwandte oder Kollegin zieht sich plötzlich von ihrem sozialen Umfeld zurück und meidet mehr und mehr den Kontakt zu anderen Mitmenschen. Plötzlich wirkt diese Person unsicher, nervös und verhält sich komisch. Ganz oft sind Veränderungen zu sehen, wie z.B. auffallende Gewichtsveränderungen, ständige Erschöpfung oder Verletzungen am Körper. Um mit dem Stress umgehen zu können, greifen Betroffene möglicherweise zu Suchtmitteln wie Alkohol, Zigaretten oder Tabletten. Den Beobachtern fällt meistens ziemlich schnell auf, dass diese Person ein Problem hat, wissen aber nicht mit Sicherheit, welches Thema gerade für Stress und Unsicherheit sorgt. Es gibt aber eine Vielzahl von Fällen wo Außenstehende dies bei Menschen nicht merken, weil die Person nach außen das Bild aufrecht hält.

Sprechen wir nun über das Zusammenleben von jungen oder alten Partner*innen. Liebesbeziehungen können sich durch belastenden Umständen wie Schulden, Arbeitslosigkeit oder allgemeine Unsicherheit, z.B. durch die aktuelle Corona-Pandemie, in kurzer Zeit spürbar verändern. Vorhandene Probleme und Ängste können Aggressionen auslösen.

Kinder und Jugendliche, die im Haushalt leben sind besonders gefährdete Mitglieder der Familie, da sie häufig Zeug*innen von Gewalt werden. Auch hier können die bereits erwähnten Symptome auftauchen und müssen in jedem Fall ernst genommen werden.

Auch wenn es unterschiedliche Ursachen für häusliche Gewalt geben kann: Klar ist, dass in jedem Fall die Tatpersonen die Verantwortung für die Gewalt tragen. Wer Gewalt an anderen Menschen ausübt, muss mit Konsequenzen rechnen.

Im nächsten Absatz widmen wir uns der Aufgabe, über die Anfänge von Gewalt aufzuklären.

Wie beginnt häusliche Gewalt?

Häusliche Gewalt ist ein sehr komplexes Thema, und kann auf unterschiedliche Weisen entstehen.

Meistens beginnt Gewalt schleichend und unbemerkt. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene und Aufmerksame in der Lage sind, Frühsignale zu erkennen, um einer Verschlimmerung der Situation vorzubeugen.

Anfangs erleben Menschen, dass Partner*innen oder Familienangehörige des Öfteren launisch und aggressiv sind. Alles beginnt mit “leichten” Beleidigungen, Demütigungen und häufigen Stimmungsschwankungen. Oft bemerken Betroffene eine spürbare Distanziertheit, welche den Weg für weitere Unsicherheit ebnen.

Im Laufe der Zeit tendieren schwere Formen von Gewalt häufiger aufzutreten. Beginnend bei anfänglichen leichteren Gewaltäußerungen, wie Beleidigungen und Demütigungen, folgen daraufhin oft körperliche Übergriffe und Verletzungen. Der Konsum von Suchtmitteln kann dazu führen, dass das Verhalten der gewaltausübenden Person/en unvorhersehbar wird. Häufig entschuldigen sich gewalttätige Menschen für ihr Verhalten, doch die Angriffe häufen und wiederholen sich.Betroffene befinden sich somit in einer sehr empfindlichen Situation, und schaffen es nur schwer aus eigener Kraft der Situation zu entkommen und um Hilfe zu bitten.

Was kann ich als Bürger tun?

Als Mitglied einer Gesellschaft kommt man in den Genuss von vielen Privilegien, die noch vor 100 Jahren nahezu undenkbar waren: Meinungsfreiheit, Freiheit zu entscheiden, welchen Beruf man im Leben erlernen möchte und vieles mehr. Doch mit Rechten und Privilegien gehen auch Pflichten und Verantwortung einher.

Bürger*innen spielen oft die eigene Bedeutung in der Gesellschaft herunter und sind der Meinung, dass eine kleine Tat nicht zur Lösung eines Problems führen kann. Eine solche Denkweise ist jedoch zu kurz gegriffen.

Anhand von ein paar einfachen Regeln können Aufmerksame Betroffenen gezielt helfen:

  • Verhalten der betroffenen Person bewerten: Falls man den Verdacht hegt, dass eine andere Person Opfer von Gewalt ist, sollte man in einem ersten Schritt die nötige Distanz behalten und die Situation von der Ferne beobachten. Schon beim kleinsten Verdacht auf eine Person zuzugehen, kann den gegenläufigen Effekt erzielen und die Person zusätzlich verunsichern. Ziel ist es, die Situation besser zu verstehen, ohne die Privatsphäre der Betroffenen zu verletzen.
  • Erstkontakt mit der betroffenen Person aufnehmen: Nachdem die Situation mit Sorgfalt und Vorsicht bewertet wurde, kann evtl. ein  erster Kontakt zu der Person hergestellt werden. Ziel ist es, die Person besser kennenzulernen (falls man die Person nicht bereits kennt). Es muss jedoch jederzeit sichergestellt werden, dass die Person durch das eigene Handeln nicht zusätzlich verunsichert wird oder diese sich bedroht fühlt. In keiner Weise soll eine Person zu einem Verhalten gedrängt werden. 
  • Aktives Zuhören: Falls man in der Lage war, einen Kontakt mit der betroffenen Person herzustellen und diese beschlossen hat, sich zu öffnen, kann nun versucht werden, mit Geduld und Verständnis auf die Person einzugehen. Falls die Person eine Gewaltepisode schildert ist das ein wichtiger Schritt die vorliegende Situation zu verbessern. Bereits über Sachen zu sprechen die einen bedrücken, hilft enorm!
  • Aufklärung über Hilfsangebote: Falls die angesprochene Person tatsächlich Gewalt erlebt haben sollte, empfiehlt es sich, die Person über mögliche Hilfsangebote, die auf Gewaltprävention und Unterstützung spezialisiert sind, zu informieren. Fachleute können hier am besten beurteilen, wie den Betroffenen in ihrer Situation am besten geholfen werden kann.
  • Bei akuter Gefahr die Nummer 110 wählen: Falls in einem gegebenen Moment ein Fall von akuter Gefahr vorliegen sollte, muss ohne zu zögern die Polizei kontaktiert werden. Nur so kann dafür gesorgt werden, dass die Sicherheit von Menschen gewährleistet wird.

Es gilt der Vorsatz: “Sicherheit geht immer vor”. Betroffene und Aufmerksame müssen jederzeit darauf achten, dass die eigene Sicherheit und die von anderen Menschen jederzeit gewährleistet ist. Falls eine akute Notfallsituation die eigenen Kompetenzen übersteigen sollte, muss zwingend die Polizei eingeschaltet werden.

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